Die Kelten
Der Beginn der Latènekultur
Nachdem
sich
das
Eisen
als
neuer
Werkstoff
durchgesetzt
hatte,
brach
eine
neue
Epoche
in
Europas
Vorgeschichte
an.
Die
ältere
Phase
der
Eisenzeit
wurde
nach
einem
umfangreichen
Gräberfeld
im
oberösterreichischen
Salzkammergut
Hallstattzeit
benannt
(ca.
800
-
450
v.
Chr.),
die
jüngere
Phase
nach
einem
Fundort
am
Neuenburger
See in der Schweiz Latènezeit.
Die keltische Kunst und ihre Motive
Zu
Beginn
des
5.
Jahrhunderts
ging
ein
Bruch
durch
die
etablierte,
jahrhundertealte
hallstattzeitliche
Gesellschaft
Mitteleuropas,
der
sich
heute
noch
deutlich
an
dem
plötzlichen
Wandel
der
künstlerischen
Ausdrucksformen
erkennen
lässt.
Beeinflusst
von
mediterranem
Kulturgut,
insbesondere
von
norditalischen/etruskischen
und
griechischen
Impulsen,
entwickelte
sich
geradezu
explosionsartig
eine
einzigartige
Kunst,
in
der
klassische
Elemente
mit
"barbarischen"
Formen,
Ornamenten
und
religiösen/mystischen
Vorstellungen
verschmolzen.
Importierte
etruskische
Weinkannen
und
griechische
Keramik
-
vor
allem
wohl
aus
der
Kolonie
Massilia,
dem
heutigen
Marseille
-
finden
sich
regelhaft
in
den
Prunkbestattungen
vornehmer
Persönlichkeiten
jener
Zeit.
Ein
Beispiel
jener
keltischen
Interpretationen
antiker
Kunst
ist
z.B.
der
"Satyrnkopf"
Nr.
9,
eine
Verzierung
auf
einer
seltenen
keltischen
Schnabelkanne,
die
nach
Motiven etruskischer Weinkannen gefertigt wurde.
Der
Satyrnkopf
weist
Ähnlichkeiten
mit
dem
Motiv
auf
einem
griechischen
Kessel
auf,
der
wie
die
Kanne
im
württembergischen
Grabhügel
Klein-Aspergle
gefunden
wurde.
Ob
man
eine
solche
"barbarische"
Überformung
mitsamt
der
ihr
zugrundeliegenden
Mythologie
immer
noch
als
"Satyrn"
bezeichnen
kann
oder
es
sich
vielmehr
um
eine
ganz
eigene,
geheimnisvolle
Gestalt
keltischen
Kultes
handelt,
bleibt
offen.
Ähnliches
gilt
für
das
Motiv
der
Harpyie
Nr.
3,
die
auf
einem
prunkvollen
Halsreif
aus
der
Schweiz
angebracht
war
und
eigentlich
ebenfalls
eine
Gestalt
der
klassischen
Mythologie
ist.
Die Kelten als Krieger
Die
Kelten
betraten
die
Bühne
der
Weltgeschichte,
und
mit
der
neuen
Kultur
veränderten
sich
althergebrachte
Strukturen,
die
Formen
von
Bewaffnung
und
Grabsitten,
die
Kleidertracht
und
der
Stil
des
Schmucks.
Das
Kriegervolk,
dessen
ursprünglicher
Siedlungsraum
sich
aufgrund
des
latènezeitlichen
Kunststiles
in
einem
Gebiet
zwischen
der
Marne/Frankreich
im
Westen,
Böhmen
im
Osten,
den
Mittelgebirgen
im
Norden
und
der
Schweiz
im
Süden
lokalisieren
lässt, überzog die antike Welt mit Krieg.
Das,
was
man
wenige
Generationen
zuvor
noch
mühsam
auf
weitem
Wege
erhandeln
musste,
wurde
nun
durch
Kriegszüge
geraubt
und
geplündert.
Im
Zuge
der
Keltenwanderung
wurden
Siedlungen
in
Norditalien
gegründet
und
Rom
eingenommen,
nur
die
berühmten
Gänse
auf
dem
Kapitol
verhinderten
der
Sage
nach
die
völlige
Zerstörung
des
noch
jungen
italischen
Stadtstaates.
Die
keltischen
Horden
überrannten
Griechenland
und
einige
ließen
sich
in
Kleinasien
nieder,
wo
sie
"Galater"
genannt
wurden.
Auch
der
römische
Ausdruck
"Gallier"
bezeichnet
nur
die
im
letzten
Jahrhundert
v. Chr. linksrheinisch anzutreffenden Keltenstämme.
Keltische Religion
Als
Quellen
für
die
Erforschung
der
keltischen
Glaubenswelt
kommen
vor
allem
die
Berichte
antiker
Autoren
einerseits
in
Betracht,
zum
anderen
auch
der
archäologische
Befund
von
ausgegrabenen
Kultplätzen, die Einblicke in die Opferpraktiken der Kelten geben.
Da
die
literarischen
Quellen,
z.B.
von
Poseidoinius
von
Apameia
oder
von
Gaius
Julius
Cäsar,
stets
aus
dem
Blickwinkel
griechischer
oder
römischer
Religion
die
"barbarischen"
Kelten
betrachten,
sind
diese
Texte
nur
unter
Vorbehalt
als
"Tatsachenbericht"
zu
verstehen.
Jupiter,
der
römische
Gott
des
Himmels,
wird
mit
dem
keltischen
Kriegs-
und
Donnergott
Taranis
gleichgesetzt,
dessen
Attribut
das
Rad
ist.
Amulette
in
Radform
haben
sich
in
großer
Zahl
auch
aus
den
später römisch besetzten Provinzen erhalten.
Andere
Quellen,
wie
eine
Altarinschrift
aus
Budapest
(allerdings
aus
dem
3.
Jahrhundert
nach
Christus)
setzen
Jupiter
mit
Teutates
gleich.
Ein
anderer
wichtiger
Gott
ist
Cernunnos,
der
in
Hirschgestalt
oder
mit
Hirschgeweih
dargestellt
wird,
z.B.
auf
dem
großen
Kessel
von
Gundestrup.
Cäsar
erzählt
in
seinem
"Gallischen
Krieg",
dass
der
am
meisten
verehrte
Gott
bei
den
Kelten
Merkur
sei,
womit
er
möglicherweise
den
keltischen
Gott
Lug
meint.
Ortsnamen
wie
Lugdunum
zeigen,
welch
hohen Stellenwert dieser Gott in der keltischen Welt besaß.
Daneben
sind
eine
Vielzahl
weiterer
Götternamen
bekannt,
deren
Zuordnung
noch
zweifelhaft
ist,
und
die
in
vielen
Fällen
wohl
auch
nur
eine begrenzte räumliche Verbreitung erfahren haben.
Den
keltischen
Priestern,
den
sogenannten
Druiden,
oblag
es
neben
einer
Vielzahl
weiterer
Aufgaben,
die
Opferriten
durchzuführen,
die
ein
herausragender
Bestandteil
der
keltischen
Religion
waren.
Neben
den
überlieferten
Texten,
die
von
blutigen
Tier-
und
Menschenopfern
berichten,
sind
es
vor
allem
auch
die
archäologischen
Befunde,
die
diesen
-
aus
heutiger
Sicht
grausamen
Kult
-
dokumentieren.
Opfergaben
-
in
vielen
Fällen
die
Waffen
wohl
besiegter
Feinde
-
wurden
an
heiligen
Plätzen,
z.B.
in
Hainen,
Mooren,
Flüssen
oder
Höhlen
den
Göttern
geweiht,
der
Diebstahl
der
Opfergaben
bedeutete
die
Todesstrafe.
Menschenopfer
sind
in
vielen
Fällen
nachweisbar.
Enthauptete
Skelette
und
einzelne
Schädel
belegen
den
keltischen
Kopfkult.
Poseidonius
erzählt
von
mumifizierten
Schädeln,
die
an
Türrahmen genagelt oder am Pferdezaumzeug aufgehängt waren.
Das Ende der keltischen Souveränität
Das
Jahr
58
v.Chr.
bedeutet
eine
große
Wende
für
die
keltische
und
germanische
Bevölkerung
Nordeuropas.
Bis
zu
diesem
Zeitpunkt
war
die
Entwicklung
der
keltischen
Kultur
weitgehend
ungestört
vorangeschritten.
Städte,
sogenannte
oppida,
waren
entstanden,
der
Münzhandel
hatte
die
Naturalienwirtschaft
abgelöst
und
fortschrittliche
Techniken
unter
anderem
bei
der
Keramikproduktion
mit einer Drehscheibe waren üblich.
In
diesem
Jahr
jedoch
begann
der
römische
Konsul
und
Feldherr
Gaius
Julius
Cäsar
mit
einem
großangelegten
Angriff
auf
das
keltische
Gallien.
Ein
vereinigtes
keltisches
Volk
gab
es
nicht,
wohl
aber
wechslende
Bündnisse
zwischen
keltischen
Stämmen,
ebenso
wie Streitigkeiten und Kleinkriege untereinander.
Als
die
keltischen
Helvetier
aus
der
heutigen
Schweiz
von
den
Germanen
bedrängt
wurden
und
in
einem
großen
Flüchtlingszug
auf
der
Suche
nach
neuem
Siedlungsland
waren,
hatte
Cäsar
einen
Anlass
zum
Eingreifen.
Mit
der
Begründung,
die
"Freunde
des
römischen
Reiches",
nämlich
das
Land
der
keltischen
Allobroger,
schützen zu müssen, wurden die Helvetier vernichtend geschlagen.
Immer
wieder
spielte
Cäsar
in
der
Machtpolitik
der
keltischen
Stämme
Schicksal.
Doch
die
Unterstützung,
die
sich
einige
keltische
Stämme
in
"Inner-Gallischen"-Konflikten
erhofften,
erwies
sich
am
Ende
als
trügerisch.
Cäsars
grausame
Feldzüge
bis
auf
die
britische
Insel
hinterließen
ein
Feld
der
Verwüstung.
Städte
wurden
niedergebrannt,
Mauern
geschliffen,
keltische
Zivilisten
massenweise
getötet
und
in
die
Sklaverei
geführt.
Auch
wenn
man
sich
vor
Augen
halten
muss,
dass
manche
Stämme
von
der
Zusammenarbeit
mit
Cäsar
profitierten,
ist
es
verständlich,
dass
sich
eine
große
Zahl
von
keltischen
Völkern
zu
einem
Aufstand
gegen
Cäsar
zusammenschloss.
Als
die
Nachricht
von
Unruhen
in
Rom
in
Gallien
eintraf,
sahen
die
Kelten
ihre
Zeit
gekommen.
Das
Jahr
52
v.Chr.
war
das
Jahr
der
Entscheidung.
Nach
kleineren
Scharmützeln
verlor
Cäsar
bei
einem
Angriff
auf
Gergovia
innerhalb
von
wenigen
Augeblicken 700 Legionäre und 46 Zenturionen.
Beflügelt
von
dieser
Nachricht
wanden
sich
immer
mehr
Stämme
von
Rom
ab
und
schlossen
sich
dem
Aufstand
unter
dem
Kommando
des
jungen Keltenfürsten Vercingetorix an.
Aber
sie
hatten
Cäsar
unterschätzt.
Nach
einem
missglückten
Überfall
auf
die
römische
Armee
zog
sich
Vercingetorix
mit
seinem
Heer
in
die
Sadt
Alesia
zurück
und
hoffte
auf
die
Befreiung
durch
die
anrückenden Keltenstämme.
Cäsar
belagerte
Alesia
mit
einem
immensen
Aufwand,
baute
Wälle
und
Gräben
um
die
Stadt
und
kesselte
sich
mit
allen
Mitteln
der
römischen
Kriegskunst
ein.
Die
Reste
und
Teilrekonstruktionen
dieser
unglaublichen Anlagen sind heute noch zu sehen.
Über
250.000
Kelten
griffen
die
Stellungen
der
Römer
an,
die
mit
ca.
50.000
Soldaten
zumindest
zahlenmäßig
hoffnungslos
unterlegen
waren.
Aber
sie
hatten
die
italische
Kriegsmaschinerie
unterschätzt.
Die
Überreste
von
keltischen
Kriegern
und
deren
Bewaffnungen
in
Grabenabschnitten
legen
ein
Zeugnis
davon
ab,
wie
verlustreich
der
keltische
Angriff
auf
Cäsars
Stellung
gewesen
sein
muss,
was
schließlich zur Aufgabe der Aufständischen geführt hat.
Im
September
des
Jahres
52
v.
Chr.
ergibt
sich
Vercingetorix
und
wird
später
hingerichtet.
Gallien
wird
römische
Provinz.
Plutarch
spricht
später
von
einer
Million
Toten,
und
einer
weiteren
Million,
die
in
die
Sklaverei geführt worden war.
In
Süddeutschland
und
in
Böhmen
enden
die
keltischen
Städte
im
ersten
Jahrhundert
vor
Christus
ohne
direktes
römisches
Zutun.
Das
Ende
der
großen
befestigten
Siedlung
bei
Manching
ist
noch
eine
ungelöste
Frage.
Zum
einen
spielen
mit
Sicherheit
gewaltsame
Überfälle
germanischer
Gruppen
eine
große
Rolle.
Aber
auch
die
großen,
übergreifenden
wirtschaftlichen
Veränderungen,
die
mit
den
römischen
Eroberungen
in
der
keltischen
Welt
einhergehen,
mögen
ihren Beitrag zum Untergang der keltischen Städte geleistet haben.
Die
Eroberungsfeldzüge
Gaius
Julius
Cäsars
und
die
folgende
konsequente
Romanisierungspolitik
sorgten
ebenso
wie
auch
die
keltische
Bereitschaft,
den
neuen
Lebensstil
anzunehmen,
dafür,
dass
sich
nur
am
äußersten
Zipfel
der
bekannten
Welt
das
"Barbarentum"
bis zum Beginn der Christianisierung halten konnte.
Vor
allem
in
Schottland
und
Irland,
wo
die
römische
Eroberung
zum
Erliegen
gekommen
war,
wurde
der
faszinierende
und
geheimnisvolle
keltische
Kunststil
der
Latènezeit
unter
Rezeption
von
allem
germanischer
Flechbandmuster
zu
einer
Renaissance
weiterentwickelt,
der
sich
später
vor
allem
in
der
christlichen
Buchmalerei wiederfindet (z.B. Book of Kells)
Die
Relikte
aus
nachchristlicher
Zeit
kann
man
dort
noch
zahlreich
bewundern,
aber
auch
in
Deutschland
zeugen
noch
zahlreiche
Wälle
und
Befestigungsanlagen,
Siedlungen
und
Gräberfelder
von
der
keltischen Vergangenheit zwischen 500 v. Chr. und Christi Geburt.
© M. Neidhardt 2022
Keltische Fibel Glauberg
Die Gewandnadel ist reich geschmückt mit
Fabelwesen und Kopfdarstellungen.
Frühlatènezeit, 5. Jahrhundert v. Chr.
Keltische Fibel Glauberg
Der „sterbende Gallier“
Römische Nachbildung einer Statue eines
sterbenden Kelten (Galaters), die im Athena-
Heiligtum von Pergamon ausgestellt war.
Keltischer Eber
Nach einem spätlaènezeitlichen Fundstück
aus Neuvy-en Sullias, Frankreich, um 100 v.
Chr. Möglicherweise war das Original Teil
einer Standarte
Keltische Anhänger zum Kaufen